Die Lyngen- Halbinsel liegt östlich von Tromsö, 300 bis 400 km über dem Polarkreis. Ihre beeindruckenden Berge und Gletscher erinnern sehr an unsere Alpen. Bizarre Gipfel erheben sich bis 1800m in einer fantastischen Fjordlandschaft. Unzählige Meeresarme, Inseln und weitere Bergketten sorgen für ein aufregendes Panorama. Wir starten unsere Touren direkt an der Küste und beenden diese mit einem letzten beherzten Schwung unmittelbar am Meer. Mit unserer behaglich flexiblen Behausung shipern wir von Fjord zu Fjord, genießen die arktisch wirkende Stimmung der tief stehenden Sonne, die verschneiten Berge und das dunkelblaue Licht der langen Dämmerung.
„Paris des Nordens“ oder „Tor zum Eismeer“
Tromsö, unser Ausgangspunkt, ist geprägt von buntem Treiben und offenen Menschen. Kunst und Kultur treffen hier in ganz eigenwilliger „Art“ auf Geschichte und Tradition. Forscher, Expeditionsreisende und Walfänger haben die Stadt geprägt. Heute tragen das Norwegische Polarinstitut und die Universität dazu bei, daß Tromsö als das „Paris des Nordens“ gilt. Vom Hafen blicken wir hinüber auf den Tromsdalstinden 1240m von dessen Gipfel man eine berauschende Rundumsicht genießt.
Schaukelnde Berghütte- null Meter über dem Meer
Schitouren in Norwegen sind vor allem dann reizvoll und ein besonderes Erlebnis, wenn man mit dem Boot unterwegs ist. Unsere Touren beginnen direkt an der Küste. Sie führen uns in verschiedenen Gebieten der Insel zu wunderschönen Zielen mit immer wieder neuen Ausblicken und Perspektiven auf tiefblaue Fjorde. Während wir höher und höher steigen, wird die „Polar Girl“, unsere schaukelnde Berghütte null Meter über dem Meer, kleiner und kleiner.
Trond, der Skipper, und Roger unser Koch, haben sich auf dem Boot sicher noch einmal in ihre Kojen gelegt und die Decke bis über beide Ohren gezogen - während uns der Eiswind voran treibt.
Weg ist er, der Fjord. Gerade eben war er noch da. Schiefertafelgrau in Panoramagröße, da links von der Aufstiegsspur, in unwirkliches Pastell getaucht. Alle paar Minuten ändern sich Szenerie, Beleuchtung, Wolkenformation. Am Gipfel grüßt der Nachbarfjord sagt "Hei, hvordan gar det", soll heißen „Hallo, wie geht- runter da“ und bald darauf der Nachbar vom Nachbarfjord- unsere schaukelnde Berghütte macht‘s möglich und bietet maximale Flexibilität.
Unsere Tourenziele wählen wir kurzfristig je nach Wetter und Schneesituation. Das Wetter ist ähnlich wie bei uns in den Alpen. Die Temperaturen Anfang März ( minus 5) sind trotz der sehr nördlichen Lage - 300 bis 400 km über dem Polarkreis - durch den Einfluss des Golfstroms relativ mild und mit unseren Februar-Temperaturen in den Voralpen zu vergleichen.
Selten habe ich eine so fotogene Landschaft erlebt wie hier in den Lyngen Alpen, ganz dicht am Nordkapp. Der Kontrast zwischen Meer und Berg, dazu der gute Schnee und die tollen Hänge sind überwältigend.
Alle paar Schritte neue Ausblicke, der Nachbarfjord und wieder der Nachbar vom Nachbarfjord. Im nächsten Moment sind sie alle weg und weite Gletscher tauchen auf. In dieser großartigen Szenerie unternehmen wir in verschiedenen Gebieten leichte bis mittelschwere Skitoure.
Heute starten wir in Lyngen. Die kleine feine Ortschaft liegt auf der zerklüfteten gleichnamigen Halbinsel Lyngen, auf der mit dem Jiekkevárri (1833 m) auch der höchste Berg der Lyngen Alps liegt. Auch hier berauschend der Kontrast zwischen Meer und Berg. Nicht umsonst gelten die Lyngenalpen umgeben vom Ullsfjord im Westen und dem Lyngenfjord im Osten als das schönste Gebirge Skandinaviens.
Strupbreen Gletscher
Als Höhepunkt die 1600Hm Gletscherüberschreitung am Strupbreen.
Auf den ersten Höhenmetern durch Wacholderbüsche und lichten Erlenbestand begleitete uns einen Elch und weiter oben da hoppelten zwei Schneehasen ein paar Höhenmeter über uns leichtpfötig ins Nichts. Während wir höher und höher steigen ändert sich die Landschaft und erinnert immer mehr an unsere Gletscherregionen.
Mit einem letzten beherzten Schwung unmittelbar am Meer beenden wir diesen Traumtag. Täglich genießen wir während unserer flexiblen Behausung in den nächsten Fjord shipert, im „Hot Pot“ die arktisch wirkende Stimmung der tief stehenden Sonne. (und natürlich auch das norwegische „öll“)
Wir liegen vor Anker in Havnnes. Ein Bilderbuchhübsches Fischernest mit 200 Einwohnern, ohne Pub, aber mit einer gewaltig nach Fisch riechenden Heilbutt-Fabrik. Hierher kommt der Originale und natürlich Weltbeste „Norwegian Stockfish“
Havnnes bietet aber auch geschichtliches.
Zu diesen Häusern gibt es eine Geschichte:
Die bildhübsche Wasserfront von Havnnes.
Die Besitzer wurde wie alle anderen Betroffenen zwangs-evakuiert. Als sie im Mai 1945 zurückkehrte, waren ihre Gehöfte nicht niedergebrannt wie alle anderen. Statt dessen fanden sie große Zettel, auf denen in Deutsch zu lesen stand: "Keins der weißen Häuser niederbrennen".
Diese Zettel trugen die Unterschrift eines höheren deutschen Offiziers, der zusammen mit anderen - im fortgeschrittenen Winter 1944/45 die Sinnlosigkeit der Aktion „Nordlicht“ erkannt hatte und ohne sich in größere Gefahr zu bringen diese Anweisung erteilen konnte. Dem Himmel sei Dank!
Die Wohnhäuser von Havnnes. Top gepflegt und das älteste Gebäude soll schon 1795 hier gestanden zu haben.
Durch einen erfahrenen Husky-Musher werden wir in die Bedienung der Hundeschlitten sowie im Umgang mit den Hunden vertraut gemacht. Begleitet durch ihn geht es gleich mit einer ganzen „Bransch“ der wetterfesten Vierbeiner durch die Wildnis Nordnorwegens.
Hier in den „Alps“ nahe der Grenze zur Finnmark ist Norwegen fast zu Ende. Bis zum Nordkap sind es 120 Seemeilen, bis Spitzbergen 500 und Island liegt 1000 Seemeilen westwärts. Manche schwören auf Berge, andere brauchen nichts außer Meer, und die Nimmersatten können nicht mehr ohne beides. Die Lösung- Skiing by Boat!
Auf Wiedersehen ihr Alps!
Bericht verfasst von SCHIEFER Sepp - Bergführer von Laserer-alpin
Bericht auch nachzulesen unter:
Heeresbergführer.at
Lawinenwarndienst